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AutorenbildAnne Paulsen

Plastik im Paradies

Kiribati gehört zu den abgelegensten Ländern der Welt. Seine 33 Inseln erstrecken sich über ein weites Gebiet entlang des Äquators zwischen Australien und Hawaii. Unendlich groß ist der Ozean um die Inseln herum, während ihre Landflächen nur sehr klein sind. So beträgt die Gesamtfläche der Hauptstadtinsel Tarawa gerade einmal 32 Quadratkilometer, bei einer Einwohnerzahl von rund 56 000. Weit abgeschottet vom Rest der Welt, auf sehr engem Raum und in unmittelbarer Nähe zum Meer, lebt man auf Kiribati in viel größerer Abhängigkeit von Umwelt und Natur. Was das genau bedeutet, durfte ich selbst erfahren, als ich im Sommer 2016 meinen einjährigen Freiwilligendienst auf dieser einzigartigen Insel begann. Die Landfläche von Kiribati wird Medienberichten zufolge aufgrund des Klimawandels immer kleiner. Sie macht den Menschen das Leben schwer, weil das Wasser mal wieder knapp wird, oder es einfach kaum Platz mehr gibt, um eigenes Gemüse anzubauen und Tiere zu halten. Zu- gleich wachsen die Müllberge auf der Hauptstadtinsel Tarawa immer weiter an. Neben den gefährlichen CO2- Emissionen wird die Umweltverschmutzung durch Müll ein zunehmendes Problem, von dem auch die kleine Idylle im Pazifik nicht mehr verschont bleibt. Vor allem, seitdem Kiribati immer mehr Güter aus dem Ausland importiert. Am Ende der Gebrauchskette bleiben diese Importgüter als Müll auf der Insel zurück. Um den Rücktransport von Abfällen scheinen sich Importunternehmen nicht zu kümmern. Kiribati hat kein effizientes System zur Abfallbeseitigung. Den Müll auf Schiffe zu ver- laden und nach Australien oder Neuseeland zu bringen, wäre zu teuer. Fährt man auf Tarawa Richtung Hauptstadt Bairiki und erreicht den ersten Causeway, eine Art Straßen- damm im Meer, bemerkt man plötzlich einen unangenehmen Geruch. Vorbeifahrende Menschen in offenen Trucks oder Bussen halten sich mit Tüchern vor dem Gestank die Nasen zu. Neben dem Causeway befindet sich nämlich ein riesiger eingezäunter Müllplatz. Auf Tarawa werden sogenannte Greenbags verkauft, in denen jegliche Abfälle in allen Haushalten gesammelt werden sollen, um diese dann mit einer Müllabfuhr zur Sammelstelle am Causeway zu bringen. Bei Sturmfluten droht allerdings die Gefahr, dass dieser Müll auf der Insel und im Meer verteilt wird.

Müllsammelaktionen am Strand Nicht selten wird auch das direkte Umfeld zum Abfalleimer. Sei es das Meer, der Hinterhof, oder einfach der Fußboden. Zu einer meiner Aufgaben gehörte es, den Englischunterricht am Goward Memorial College auf Tarawa zu unterstützen. Für mich war es erschreckend, wie viel Müll täglich auf unserem Schulgelände lag. Verpackungen der Pausensnacks wurden oftmals ein- fach weggeworfen. So kam es beim Thema Müllentsorgung auch zu engagierten Diskussionen. Müll war und ist überall ein Problem. Nur wenige Meter von der Schule entfernt schwammen Autoteile, Plastik, und andere Gegenstände in der türkisblauen Lagune. Seit einiger Zeit gibt es nun eine Bewegung, die sich für mehr Umweltbewusstsein und eine saubere Insel einsetzt. Zum Beispiel werden Müllsammelaktionen zur Säuberung der Strände organisiert. Andere Projekte setzen sich dafür ein, dass Mangroven gepflanzt werden, die einen natürlichen Schutz vor Küstenerosionen bilden. Neben den Folgen des Klimawandels ist auch die globale Umweltverschmutzung ein Problem. Es wird in Kiribati besonders sichtbar. Dem müssen und können wir heute entgegenwirken. Auch bei uns. In Deutschland gehört für mich dazu vor allem der Verzicht auf Konsum und das Umdenken in Richtung Wiederverwertung statt überflüssiger Neuproduktion.




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