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AutorenbildAnne Paulsen

Boxen um die Welt

Vor ungefähr 8 Jahren fing ich in meiner Heimatsstadt Itzehoe an zu Boxen. Seitdem beschäftigt mich dieser Sport auf unterschiedlichste Weise und begleitet mich auf meinen Reisen in die fernsten Länder.

Vor drei Wochen stand ich in Hamburg in der wunderschönen St. Pauli Kirche bei einem Poetry Slam auf der Bühne und habe meinen Text übers Boxen vorgetragen (den ihr hier übrigens nachlesen könnt). Darin geht es aber nicht um einen normalen Boxkampf, sondern um den Kampf gegen Rassismus. Wie führe ich so einen Kampf und wer ist dabei mein Gegner? Im Rahmen eines Uni-Projektes habe ich mich das letzte Semester über mit diesen Fragen intensiv beschäftigt. Gemeinsam mit 40 anderen Studenten und Studentinnen ist dabei ein toller Poetry-Slam Abend und ein gemeinsamer Blog entstanden, auf dem ihr alle Texte zum Thema Rassismus nachlesen könnt.

Einmal ans andere Ende der Welt geflogen, widme ich mich nun wieder dem wirklichen Boxsport und habe auf den Solomon Islands einen tollen Boxclub gefunden, in dem ich täglich als Trainerin aktiv bin. Schon letztes Jahr im August und September habe ich dort selbst fleißig meine Fäuste fliegen lassen und mich außerdem dafür eingesetzt, mehr Frauen ins Team zu holen.

Das Thema Gleichberechtigung wird in den Solomon Islands immer mehr angesprochen und aufgearbeitet. Es ist aber noch längst nicht bei allen angekommen. Das merke ich selbst, wenn mir täglich auf meinem Weg zum Solomon Pride Box Club frauenfeindliche Sprüche hinterhergerufen werden. Natürlich ist die Aufmerksamkeit auf mich, aufgrund meiner auffallenden weißen Hautfarbe, allgemein sehr hoch. Doch bei den Aussagen der Männer wird es in den meisten Fällen schnell sexistisch. Im kleinen Box Gym angekommen, liegen die unangenehmen Blicke und Worte hinter mir. Obwohl ich hier fast nur mit Männern trainiere, habe ich das Gefühl ihren vollen Respekt als Boxerin und als Trainerin zu bekommen. Der Boxsport vermittelt viele lebenswichtige Werte und dazu zählt in erster Linie Respekt vor einem selbst, dem Trainer, dem Gegner und der Trainingsgruppe.

Die Gewalt gegen Frauen ist in den Solomon Islands sehr hoch. Deshalb ist auch Selbstverteidigung eine Fähigkeit, um deren Vermittlung hier immer wieder gefragt wird. Auf die Nachfrage einer Bekannten, die sich in Sachen Frauenrecht in Honiara engagiert, habe ich nun ein festes Frauenboxtraining in den Plan integriert. Boxen ist eigentlich erstmal kein Selbstverteidigungssport. Aber ich bin davon überzeugt, dass Selbstverteidigung schon beim Trainieren des Selbstbewusstseins anfängt. Sein Selbstbewusstsein kann man durch viele Sportarten trainieren, aber vor allem beim Boxen ist dies eine sehr wichtige Eigenschaft, weil man im Boxring ganz auf sich allein gestellt ist.

Für die Einheimischen ist es noch sehr neu, dass auch Frauen in einen Boxring steigen. Das zeigte sich, als ich letztes Jahr mit meiner Trainingspartnerin Ella für einen Sparringskampf an einem offiziellen Boxwettkampf teilnahm. Die Verwunderung der Zuschauer war groß, ebenso aber auch das positive Feedback der Frauen hinterher. Wir konnten so einige von ihnen für unser Training gewinnen.

Auch in Deutschland war und ist der Anteil von Frauen und Männern im Boxsport nicht überall ausgewogen. Es hat sich seit dem Beginn meines eigenen Boxtrainings aber einiges getan. Als ich im Itzehoer Boxclub mit dem Training anfing, war ich dort die einzige Frau. Heute kommen teilweise mehr Frauen als Männer zum Training und auch in meinem neuen Boxverein in Hamburg scheint der Sport bei Frauen sehr beliebt zu sein.

Wer hätte gedacht, dass der Boxsport nicht nur ein Faustkampf ist, sondern auch beim Kampf für Gleichberechtigung von Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Geschlechts ein wirksames Mittel sein kann.






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