Kampf gegen
- Anne Paulsen
- 19. Jan. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Ich bin Boxerin Man denkt vielleicht nicht gleich, dass ich das bin Schließlich ist bei mir noch alles gerade - keine platte Boxer-Nase
Weil ich bisher gewonnen habe Denn ich stieg immer für die Guten in den Ring Um das Böse an den Boden zu bringen
Mein nächster Kampf steht an Und mein Gegner ist wieder mal dran Er kommt aus einem Team das Angst und Terror verbreitet
Sein „Schlägerclub“ hat ihn herbegleitet. Dort müssen alle von derselben Herkunft sein Fremde lassen sie nicht rein Schon lange haben sich unsere Teams bekriegt Ich spüre den Hass, der zwischen uns liegt
Faust gegen Faust
Schlag gegen Schlag
Hass gegen Hass
Kurz vor dem Kampf sitzt jeder Boxer einsam in der eigenen Kabine
Zwei dunkle Räume mit dicken Wänden Die Schutz vor Lärm in der Boxhalle spenden. Es dringt nichts hinein, kein Licht
Alles andere außer meinen Sieg, sehe ich nicht.
Um zu gewinnen brauche ich einen Gegner, jemanden zum Dagegen sein
Gegen wen? So richtig weiß ich es nicht Hauptsache dagegen Hauptsache kämpfen gegen das Böse
Mein Name wird ausgerufen, aus der Halle dringt nun lautes Getöse
Aus dem Schatten aus meiner Kabine laufe ich Richtung Scheinwerferlicht
Vergesse dabei meine Haltung nicht Niemals, nie nach unten beugen Von Anfang an will ich überzeugen
Ich habe mehr trainiert, hab mehr Kraft, mehr Power
Mehr Ehrgeiz, mehr Willen, mehr Leistung und Ausdauer
Der Ring ist meine Bühne, Die Glocke mein Signal
Für meine 6 Minuten, werden des Gegners Qual
Faust gegen Faust
Schlag gegen Schlag
Hass gegen Hass
Geblendet vom Licht Sehe ich erst nicht Wo ich eigentlich stehe Als ich nach oben gehe Hauptsache dem Feind gegenüberstehen Kann nun von oben das gegnerische Pack übersehen
Statt dem freundschaftlichen Begrüßungsschlag zu Beginn
Trifft mich der erste Haken am Kinn Meidbewegung, doch er wird mich weiter jagen Diesmal trifft seine Faust in meinen Magen
Ein Moment des Gefangenseins
Sein Schlag trifft mich wieder Fährt durch meine angespannten Glieder
Ich schlage im Takt seiner Fäuste mit, denke nicht nach, hole keine Luft, nutze den Raum, den ich habe, nicht aus. Will ihn mit seinen eigenen Mitteln bedrängen. Ihn in die Ecke zwängen.
Ohne Strategie und ohne zu überlegen Nur eine Stimme, die mir sagt: Halte dagegen
Dagegen
Faust gegen Faust
Schlag gegen Schlag
Hass gegen Hass
Die Zuschauer steigen in den Kampf mit ein Zwei verfeindete Seiten die gegeneinander schreien
Der Boxsport ist allseits beliebt weil es im Ring aufs Auge gibt Und wer sich im Leben nichts traut wird glücklich, wenn ein anderer draufhaut
Plötzlich bin ich gefangen, in meiner eigenen Ecke
Die Seile, meine letzte Hoffnung, werden zu dünnen Fäden
Lassen mich fallen Meinen Körper dumpf zu Boden knallen Kurz schwarz vor Augen bis der Ringrichter mich weckt
Dann spüre ich wie mein Ruhm verreckt
Ich hatte trainiert, hatte mehr Kraft und mehr Power
Woran es scheiterte war nicht meine Ausdauer
Das Böse habe ich auf die gegnerische Seite verbannt
Den Menschen habe ich gar nicht gekannt Der mir im Kampf gegenüberstand Habe sinnlos Gewalt gegen Gewalt angewandt
Statt sich schon vorher in Hass zu verrennen
Sollte man sein Gegenüber kennen Die Gefühle und Taten des anderen verstehen
Bevor wir zum Kämpfen auf eine Bühne gehen
Woran es scheiterte war nicht meine Ausdauer
Sondern eine dicke Mauer Die schützende Kabinenwand Hinter der ich nicht verstand:
Den Gegner als einen Menschen zu sehen Um zu bemerken, dass wir hier zusammenstehen
Ein Schritt auf jemanden zuzugehen
Heißt auch mal in mich selbst zu sehn
Entdecken was man gemeinsam hat
Und das ist mehr als Wut und Hass
Nach dem Kampf noch immer angeschlagen gehe ich zum nächsten Training mit flauem Magen
Mit neuem Mut schaue ich dem Gegner ins Gesicht
Dieses Mal verlier ich nicht Diesmal trifft meine rechte Hand Ein großer Spiegel hängt an der Wand
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